Hoch hinaus...

15.05.2017

Hoch hinaus...


Wow, was war das für eine intensive Zeit, die letzten Tage. Zum einen habe ich beim Red Fox Elbrus Race mitgemischt, bin nach einigen Akklimatisierungstouren vor Ort den Vertikalen Kilometer und dann bei den "Pros" den Skymarathon mitgelaufen. Dabei ging es vom Talort Azau in 2350m Richtung Gipfel auf 5642m . Auf das Dach Europas und somit einen der Seven Summits. Für mich nach so langer Pause und einer bescheidenen Vorbereitung an den eher spärlichen "Killer-Hügeln" des Ruhrpotts ein spannender Tanz auf des Messers Schneide. Ich hätte auch die kurze Variante mit Start im Basecamp in 3700m Höhe wählen können, dafür war ich eigentlich sogar angemeldet und meine Frau Burcin riet mi eindringlich, es dabei zu belassen. Aber dann kitzelte es mich doch im Bauch: würde ich den langen Kanten für die durchtrainierten und bestens akklimatisierten Cracks mit Start unten im Taldorf schaffen? Während rund ein drittel der Läufer Opfer des Zeitlimits von 5,5 Stunden auf dem Sattel in 5200m Höhe wurden, bin ich tatsächlich noch rechtzeitig dort angekommen und konnte mich nach kurzer Rast weiter aufmachen in Richtung Gipfel.


Leider wurde das Wetter jedoch sehr schlecht: Sturm, Wolken, Schnee, Kälte und eine mangelnde Sicht setzten den Athleten wie mir da oben sehr zu, während die schnellen Läufer/ bereits wieder in niedrigerer, weniger turbulenter Höhe waren. Letztlich wurde das Wetter so stürmisch und die Bedingungen am Berg so gefährlich, dass die Organisatoren den Gipfel-Checkpoint schließen und absteigen mussten. Das Timing hätte blöder kaum sein können, denn ich kam gerade angerauscht, naja, angejuckelt. Das führte dazu, dass ich unglaubliche 28 Meter, yep: 28m bevor ich den Gipfel erreichte, umkehren musste. Da kam nach all den Strapazen natürlich zunächst Frust auf. Aber die Organisatoren trösteten mich direkt, machten ein Foto von mir und von meiner Uhr bzw. dem Höhenmesser versunken im grau-weißen Nichts und meinten, dass ich auf jeden Fall in der Wertung bleibe, da ich ja so gut wie auf dem Gipfel bin und auch deutlich innerhalb des Zeitlimits liege. Nette Geste. Aber viel wichtiger: das war eine gute und absolut richtige Entscheidung. Die Gesundheit und Sicherheit gehen vor. Ich war zwar nicht der schnellste Athlet, ganz im Gegenteil, aber relativ sicher im Gelände unterwegs. Im Gegensatz zu manch anderen, die einige Mühe mit sich und ihren Steigeisen an den vereisten Flanken hatten. Und letztlich ist immer der Berg der Chef und man sollte auf ihn hören, wenn er uns zuflüstert: jetzt nicht. Gut, dass ich einige Tage zuvor schon mal so richtig oben war und dann auch den grandiosen Ausblick genießen konnte, statt in der stürmischen Suppe zu frösteln und kaum mehr als einen Meter zu sehen:-)


Ich war übrigens auch live dabei, wie der sympatische Karl Egloff aus Ecuador zwei neue sensationelle Rekorde aufgestellt hat: die schnellste Besteigung in unglaublichen 3:24:14 Std. und der schnellste kombinierte Auf- & Abstieg am Elbrus in irren 4:20:45 Std. Die Chemie stimmte, sodass wir nach dem Rennen direkt begonnen haben, interessante Pläne zu schmieden. Ich bin außerdem eingetaucht in eine andere, spannende Kultur und habe Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt. Danke an Michael und Susanne, die ihr mich habt teilhaben lassen an diesem tollen Event.


Ach ja, und parallel zu dieser außergewöhnlichen Race-Woche konnte ich u.a. das Manuskript fürs neue Buch FLOW-JÄGER finalisieren. Die Veröffentlichung naht in großen Schritten. Ich hoffe, dass es euch gefallen wird und damit ebenfalls "hoch hinaus" geht. Die bisherigen Testleser stimmen mich zumindest schon mal ziemlich positiv. Mehr dazu in Kürze. Jetzt muss ich aber mal etwas durchatmen und die Systeme runterfahren. Ich melde mich die Tage wieder. Euch ein schönes Wochenende